Online-Konferenz ÖffiCON* eröffnet neue Perspektiven auf den Nahverkehr
Vom 19. bis zum 21. März 2021 veranstaltete die Bremer Verkehrswende-Initiative Einfach Einsteigen die Konferenz „ÖffiCON* – Nahverkehr neu denken!“. Mit knapp 450 Anmeldungen und einem bunten, internationalen Programm war das Event ein voller Erfolg. Die zentrale Frage der Konferenz war, wie sozial-gerechte und ökologische Innovationen im öffentlichen Personenahverkehr, insbesondere im Rahmen einer Neuausrichtung nach der Corona-Pandemie, gestaltet werden können.
Das Programm der ÖffiCON* orientierte sich thematisch an den fünf Themensträngen „Neue Finanzierungswege“, „Verkehrspolitik und Verwirklichung“, „Umwelteffekte“, „Diversität und Beteiligung“ sowie „Kultur, Philosophie und Kunst“. Neben des Aspekts der Internationalität wurde das Programm dadurch möglichst divers und das Publikum bekam ebenfalls Einblicke in Themen, von denen viele womöglich zuvor gedacht haben, dass sie sich gar nicht mit Fragen um den öffentlichen Personennahverkehr verknüpfen ließen.
Motivierende Grußworte kamen unter anderen von hochkarätigen Gästen wie Dr. Katrin Dziekan, Fachgebietsleiterin des Bereiches „Umwelt und Verkehr“ des Umweltbundesamtes und Mirko Schulte, Leiter des Bereichs Mobilität der GLS-Bank. Den Anfang machte der Bremer Bürgermeister und Präsident des Senats Dr. Andreas Bovenschulte. Für ihn ist klar: In Anbetracht der Herausforderungen rund um die Klimakrise und der aktuellen Probleme, die der Verkehr nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie mit sich bringt, ist die Mobilität unserer Gesellschaft ein „Megathema“. Ein zentraler Ziel müsse aber ohne jede Frage sein, dass vor allem der öffentliche Personennahverkehr ein noch größerer Garant für sozial gerechte Mobilität werden müsse, als er es ohnehin schon sei.
Highlights gab es im Laufe des Wochenendes einige: Unter dem Titel „Fewer cars, more life: The art of transforming cities into sustainable, vital urban spaces“ diskutierten Anabel Gulías Torreiro (Sprecherin für die Stadt Pontevedra, Spanien) Elizabeth Deakin (Professorin für Stadt- und Regionalplanung in Berkeley) und John Niles (Verkehrsexperte aus Vancouver), wie durch die Reduzierung des PKW-Aufkommens in Städten diese nachhaltiger und lebenswerter werden könnten.
Außerdem ging es in der Podiumsdiskussion „New ways of financing public transport“ um die Frage, wie der öffentliche Nahverkehr alternativ finanziert werden könnte. In der Podiumsdiskussion „Wie weiter mit dem Nahverkehr & der Verkehrswende in Bremen?“ diskutierten Vertreter*innen mehrerer Bremer Parteien (Michael Jonitz für die CDU, Ralph Saxe für die Grünen sowie Anja Schiemann für die SPD) zusammen mit Janin Schaffer (Alfred-Wegener-Institut) und Wolfgang Geißler (Einfach Einsteigen), die Zukunft des Verkehrs in Bremen.
Dr. Alexandra Millonig, Raumplanerin und Wissenschaftlerin am Austrian Institut for Technology, hielt mit ihrer Keynote eine passionierte Rede zum Thema Geschlechtergerechtigkeit im Nahverkehr sowie öffentlichen Raum und wie Barrieren in der Infrastruktur zusammen mit gesellschaftlichen Barrieren dazu führen, dass es beim Thema Verkehr und Nutzung des öffentlichen Raums privilegierte und unterprivilegierte gesellschaftliche Gruppen gibt.
Im Gespräch mit Sara Ortiz Escalante von der University of British Columbia knüpfte sie am selben Abend an die Frage vom Morgen an, wann eine „Mobilität für alle“ überhaupt erreicht ist. Das Gespräch drehte sich um die Rolle von Frauen sowie Barrierefreiheit und Privilegien in Nahverkehr und öffentlichem Raum diskutierte. Letztendlich sei die Verkehrswende nicht nur sinnvoll für den Klimaschutz, sondern auch das einzig umfassende Mittel, um eine „Mobilität für alle“ herzustellen.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein finales Panel: Dort wurde die Atmosphäre innerhalb des ÖffiCON*-Teams als „arbeitsaufwändig und konzentriert, aber sehr herzlich“ bewertet. Erste Gedanken an eine Folgeveranstaltung wurden geäußert. Zudem wurde gelobt, dass auf der ÖffiCON* Perspektiven abseits der Privatwirtschaft dargestellt werden, was auf ÖPNV-Konferenzen unüblich sei. Annika Fuchs, Leiterin des ÖffiCON*-Teams gab Einblick in die Organisation und freute sich darüber, dass die Konferenz trotz wenig Erfahrung mit online-Konferenzen gut gelang. Zudem seien aufgrund dieser wenigen Erfahrung der Fantasie der Ausgestaltung einer online-Konferenz umso weniger Grenzen gesetzt gewesen.
Die Beteiligten endeten mit dem Fazit, den Erwartungen gerecht geworden zu sein neue, frische und vielfältigere Perspektiven auf die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs zu bieten und damit eine Alternative gegenüber üblicher Fachkonferenzen der ÖPNV-Branche geboten zu haben. Ein Wunsch wäre, bei einer möglichen Neuauflage der ÖffiCON* die Diversität der Referierenden noch weiter zu steigern.
Das ÖffiCON*-Team dankt seinen Unterstützer*innen: Dem UBA, dem BMU, der GLS Bank & GLS Treuhand und der EWS. Wir sind gespannt und vorfreudig, das Projekt ÖffiCON* nun weiter zu denken und freuen uns, Sie und Euch weiter auf dem Laufenden zu halten! Mehr Informationen über die Veranstaltung finden Sie in unserer Dokumentation.